Die Frage stelle ich mir schon ab und zu…. Eigentlich gibt es dafür mehrere Anhaltspunkte. Flexibilität ist wohl einer der wichtigsten. Darüber wurde ja aber in diesem Blog schon einmal berichtet. Früher war ich immer der Auffassung, Erfahrung ist das Maß aller Dinge. Erfahrung ist aber trügerisch. Der Mensch neigt dazu sich auf früheren Erfolgen auszuruhen und so wird aus Erfahrung schnell Routine. Jeder von uns kennt den Spruch „ Stillstand ist Rückstand!“. Da steckt viel Wahrheit drin. Das lässt sich nur zu gut auch auf die eigene Angelei projizieren.
In diesem Beitrag findest du meine Auffassung was einen erfolgreichen Karpfenangler ausmacht.
Erfahrung ist wichtig...
Des Lernprozesses wegen. Dabei sollte einem aber bewusst sein, dass sie da ist um gemacht zu werden. Wer neue Erfahrungen scheut wird sich auch nicht weiter entwickeln. Wir lernen aus Erfolgen, noch mehr allerdings aus Niederlagen. Sie geben uns die Möglichkeit unser Handeln kritisch zu hinterfragen. Das alles steht aber im direkten Zusammenhang mit unseren Zielen und unserem persönlichen Ehrgeiz. Bin ich mit einem Fisch pro Nacht zufrieden, versuche ich nicht meine Technik und Angelei noch weiter zu verbessern. Das gibt unser innerer Antrieb vor.
Leidenschaft als Triebfeder
Damit komme ich auch schon zum nächsten wichtigen Aspekt. Man muss für das was man macht, brennen. Nur so ist man bemüht sich ständig weiter zu entwickeln und das Beste aus der jeweiligen Situation heraus zu holen. Negative Beispiele dafür gibt es unendlich viele. Sei es der Angler, der aus Mangel an Selbstvertrauen immer an dieselben kleinen Gewässer fährt, oder derjenige, der immer an den gleichen Stellen ablegt. Ich kenne Angler die seit etlichen Jahren dieselben Rigs fischen. Da braucht sich keiner wundern, wenn er auch immer nur dieselben Fische fängt.
“Wer immer den gleichen Stil fährt, nur weil es irgendwann mal funktioniert hat, beraubt sich der neuen Erfahrungen.”
Bauchgefühl statt statistische Daten
Wenn ich da so drüber nachdenke, ist es wie überall ein wachsender Prozess. Jeder von uns baut auf seinen Erfahrungen auf und entschließt dann meist intuitiv aus dem Bauchgefühl heraus. Dieses Bauchgefühl ist allerdings auch nur eine Zusammenreihung von positiven und negativen Erfahrungen. Ist mir etwas Schlechtes widerfahren bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Im Umkehrschluss bestärken mich positive Erfahrungen.
Auf die Angelei bezogen ist es Unterschied zwischen fangen und nichtfangen. Unter Berücksichtigung der äußeren Umstände. Versteht mich da bitte nicht falsch, wenn man über das Thema Effizienz schreibt, ist das immer ein zweischneidiges Schwert. Die Wenigsten von uns sind wirklich Wettkampfangler. Dort ist Effizienz natürlich alles. Ich selbst möchte die wenige freie Zeit am Wasser auch vor allem genießen und mir dabei keinen Druck machen. Darum geht es hier auch nicht. Es geht eher darum, die wenige Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen.
Selbstkritisch sein
Wenn ich an meine Anfangsjahre denke habe ich wirklich viele Fehler gemacht. Ein Beispiel dazu folgt noch. Die Zusammenhänge erschließen sich erst nach und nach. Man entwickelt sich weiter, wenn man sein eigenes Handeln kritisch hinterfragt und auch mal über den Tellerrand schaut.
“Einen großen Aha-Effekt hatte ich zum Beispiel als ich aufhörte viel Futter einzusetzen. Einen anderen als ich auf bunte Popups verzichtete.”
Das alles beruht aber auf meiner Erfahrung, die ich dadurch gesammelt habe, weil ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und ist nur bedingt auf Euch übertragbar.
Mach deine eigenen Fehler
So kommen wir auch schon zum Titel des Berichtes. „Viele Wege führen nach Rom!“ soll heißen, jeder MUSS seine eigenen Erfahrungen machen.
Heute ist es möglich sehr sehr schnell so gut wie alle Informationen zu bekommen und so erwarten viele die Lösung auf dem goldenen Tablet. Ich erlebe das sehr häufig bei meiner Tätigkeit für Projekt-Q. Beim Thema Selfmades erwarten die Meisten sofort den besten Mix der immer fängt. Schließlich wird sich mit dem Selbstrollen ja schon mehr Arbeit gemacht als nötig. Kaum einer ist mehr gewillt Dinge auszuprobieren und Gefahr zu laufen Fehler zu machen. Da bleibt der Lernprozess aber auf der Strecke und das führt meist zwangsweise zu schlechteren Erfolgen.
“So kommen wir auch schon zum Titel des Berichtes. „Viele Wege führen nach Rom!“ soll heißen, jeder MUSS seine eigenen Erfahrungen machen.”
Zusammengefasst könnte man sagen, Misserfolge sind eine Investition in die Zukunft. Erst wenn ich das große Ganze verstehe, bin ich auch in der Lage auf Veränderungen zu reagieren. Den Königsweg wird es nie geben. Das Karpfenangeln ist wie ein Schachspiel. Es geht immer nur darum sich an die vorherrschenden Bedingungen bestmöglich anzupassen. Es ist ein Zusammenspiel von Aktion und Reaktion.
Aus Zufällen lernen
Als anschauliches Beispiel dazu erzähle ich euch gerne eine Geschichte aus dem Jahre 2005.
Ich befischte einen mittelgroßen Natursee mit einem schönen Bestand an großen Karpfen. Auch damals rollte ich meine Boilies schon selbst und verwendete wie fast alle Fischmehle mit durchschnittlich 40%. Tierisches Protein war damals extrem angesagt und Fischmehl der Toplieferant. Zum Anfang fing ich sehr gut, Nächte mit bis zu 9 Läufen ließen mich an der Attraktivität keine Sekunde zweifeln. Auch mein Zielfisch wurde zu dieser Zeit auf Fischmehlboilies mehrfach gefangen. Nur ich bekam ihn nicht ans Band.
Das ganze Spiel zog sich fast 5 Jahre. Ich veränderte die Futtertaktik, die Rigs und versuchte alle nur erdenklichen Spots am See. Irgendwann gingen zudem auch noch die Bisse zurück und ich fing an den Angeldruck am Gewässer verantwortlich zu machen. Letztendlich öffnete mir dann ein Wochenende im Oktober die Augen. Ich hatte eine kleine Menge Birdfood/Nussboilies zu testzwecken für ein anderes Gewässer gerollt und den falschen Eimer eingepackt. Am See blieb mir also keine Wahl. Was soll ich sagen. Ich fing Ihn. Und das dann ein halbes Jahr später sogar noch einmal.
“Diese Erfahrung habe ich tief verinnerlicht. Seitdem ist mir bewusst, dass man in allen Bereichen flexibel bleiben muss. Auch wenn man meint es eigentlich besser zu wissen.”