Karpfenangeln vom Boot – Ausrüstungstipps Part 2

Im ersten Teil habe ich euch meine Erfahrungen und Sichtweisen zum richtigen Boot und zum richtigen Bootszelt dargestellt. Wer Part 1 noch nicht gelesen hat und dies zunächst tun möchte, findet den Blogbeitrag hier…
In diesem Teil geht es nun weiter mit den richtigen Motoren, Ankern, Seilen und was man sonst noch so braucht.

ANKER UND SEILE
Die im ersten Teil beschriebene Unwetternacht lief für mich so glimpflich ab, weil ich auf unter anderem auf die richtigen Anker gesetzt hatte. Meine Erstbestückung mit Plattenankern verkaufte ich zeitnah wieder und legte mir Pflugscharanker zu. Diese empfahl mir damals ebenfalls ein Kollege. Doch ich wurde nicht richtig warm mit diesen und so mussten auch sie weichen.
Heute nutze ich M-Anker. Sie sehen aus wie eine große Kralle und greifen immer und in jedem Untergrund zuverlässig. Unbedingt empfehlen kann ich einen Kettenvorläufer von mindestens 2m. Dieser sorgt dafür, dass die Schaukelbewegungen des Bootes ausgeglichen werden und sich nicht eins zu eins auf den Anker übertragen. Dadurch würde der sich nämlich über die Zeit lockern und letztlich das Boot nicht sicher an Ort und Stelle halten.
Das Gewicht des Ankers hängt dann wieder von der Bootsgröße bzw. dem Bootsgewicht ab. Für Boote zwischen 200kg und 600kg sind Ankergewichte von 7,5kg bis 10kg angebracht. Dazu kommt ja auch noch das Gewicht der Kette.
Ich verankere das Boot immer mit drei Ankern. Einer am Bug und zwei am Heck, im 45° Winkel. Den Buganker setze ich vom Boot aus, während ich die beiden am Heck mit dem Beiboot ausbringe. Doch gibt es böige Winde aus verschiedenen Richtungen oder schwankt das Boot durch seitliche Wellengänge, lege ich auch gern noch einen zusätzlichen Anker am Bug mit dem Beiboot aus. Wird der Wind besonders stark, kann eine kleine Feder zwischen Bugöse und Ankerseil helfen, den Wellengang etwas abzudämpfen und so heftiges Klatschen und Rucken zu vermeiden.

DER RICHTIGE UNTERGRUND ZUM ANKERN
Aber auch ein großer Anker hält schlecht oder gar nicht, wenn er nicht richtig gelegt wird. Wichtig ist die Beschaffenheit des Untergrundes. Den stabilsten Halt findet man auf Kies. Einmal in ihn vergraben, hält der Anker sicher. Doch wichtig ist eben dieses Vergraben. Lässt man den Anker nur runter und spannt das Seil, passiert gar nichts und der Anker wird im Ernstfall über den Untergrund rutschen. Daher immer genügend Seil auslegen, dieses am Boot festmachen und langsam rückwärtsfahren. Strafft sich das Tau und man merkt, dass sich das Boot nicht mehr von der Stelle bewegt, hat sich der Anker ins Sediment gegraben und hält. Kommt das Boot aber nicht zum Stehen, kann ein Grund dafür sein, dass nicht genug Ankerseil herausgelassen wurde.

Eine Faustregel besagt, dass bis 5m Wassertiefe die fünffache Länge an Seil und ab 5m die dreifache Länge an Seil ausgelegt werden sollte.

Ankere ich also über 6m tiefem Wasser, muss ich 18m Seil heraus lassen. Standardmäßig haben meine Ankerseile mindestens 30m. Ein anderer Grund für das Nichthalten des Ankers kann sein, dass der Anker ins dichte Kraut gesetzt wurde. Beim Rückwärtsfahren ziehen sich die Krallen voll Kraut und können nicht im Boden greifen. Aus diesem Grund gerade im flachen Wasser immer nach Kiesflecken suchen und auf diesen die Anker setzten.

In extrem flachem Wasser kann es auch vorkommen, dass mehr Seil ausgebracht werden muss. Dadurch wird der Winkel, in dem der Zug auf den Anker ausgeübt wird abgeflacht und er kann besser, gerade im harten Untergrund, greifen.

 

DIE BELEUCHTUNG
Was die Beleuchtung angeht, kann ich bei Bootsgrößen bis 7m Beleuchtungslaternen empfehlen. Diese beinhalten alle nötigen Lichter und können am Bug des Bootes einfach mit einer Hülse montiert werden. Die gültigen Vorschriften zur Lichterführung finden sich einfach im Internet:
http://www.bsh.de/de/Produkte/Infomaterial/Lichterfuehrung/Lichterfuehrung.pdf

DER MOTOR
Ein ganz großer Vorteil des Bootskarpfenangelns ist die Flexibilität. Aber um flexibel zu sein, fehlt natürlich noch ein passender Motor. Seit dem die Führerscheinfreigrenze auf 15PS angehoben wurde, wächst auch das Interesse am Angeln vom Boot. 15PS stellen für mich aber auch die absolute Untergrenze auf großen Wasserflächen von mehreren 100ha dar. Gerade mit den doch recht hohen Verdeckaufbauten, bietet man dem Wind eine gute Angriffsfläche. Dieser sollte der Motor etwas entgegenzusetzen haben. Auch um das beladene Boot, mit Beiboot im Schlepptau in Gleitfahrt zu versetzen, bedarf es häufig einer größeren Motorisierung. Also auch hier gilt: Lieber ein paar PS mehr als zu wenig. Einen guten Mittelweg bietet wohl ein Viertaktmotor mit 30PS. Hierbei spart man sich auch das lästige Mischen von Benzin und ÖL, ganz abgesehen von der Geruchsbelästigung der Zweitakter. Die neueren Viertaktmodelle sind ebenfalls erstaunlich sparsam im Verbrauch und unglaublich leise. Wer also beim Angeln weite Strecken zurücklegt und keine Kopfschmerzen wegen des Gestanks und der Lautstärke erleiden möchte, sollte in einen leistungsstarken Viertakter investieren.

DAS ROD POD
Zu guter Letzt benötigt der ambitionierte Bootsangler noch ein stabiles Rod Pod auf dem die Ruten sicher abgelegt werden können. Amiaud bietet hier meiner Meinung nach die beste Option. Bei dieser Variante wird eine externe Bodenplatte fest mit dem Boot verschraubt. In sie wird ein stabiler, höhenverstellbarer Edelstahlfuß geschoben, auf den letztlich das Pod montiert werden kann. Durch ein zusätzliches Dreibein kann das Pod auch an Land genutzt werden.
Andere Modelle, die zum Beispiel an die Bordwand geschraubt werden können, konnten mich durch ihre mangelhafte Verarbeitung nicht überzeugen. Häufig besaßen sie Probleme in der Kippstabilität. Dafür sind sie mit 100-200 Euro aber auch deutlich günstiger und mit etwas handwerklichem Geschick, kann an dieser Stelle selbst nachgebessert werden.

WEITERES NÜTZLICHES EQUIPMENT
Fender gehören natürlich auch zur Grundausstattung. Um einen Stoßschutz an Stegen und Mauern zu gewährleisten, reichen 2 Stück in angemessener Größe meist aus. Aber auch beim Vertäuen des Beibootes sind diese sehr hilfreich, um ein Zerkratzen des Gelcoats zu vermeiden.
Ach ja, beim Angeln vom Boot wird man nass, das gehört dazu und ich musste es auch erst verinnerlichen. Es kann immer mal eine Welle ins Boot schwappen oder das Wasser fällt von oben und man muss schnell alles dicht machen. Daher eignet sich vor allem schnell trocknendes oder wasserdichtes Equipment sowie Aluboxen oder wasserdichte Taschen, zum Beispiel von Hammer Tackle. Sollte das Boot hinten offen sein, kann der Planenbauer des Vertrauens auch da Abhilfe schaffen.

Es kann auch passieren, dass man beim Ankerheben im Wasser landet.
Durch das Ziehen im Stehen kann sich das Schlauchboot vom Anker wegbewegen und man gerät in Vorlage, eine Welle und schon ist es passiert. Geschieht das in der kalten Jahreszeit, kann daraus schnell eine gefährliche Situation entstehen, aus der man sich eventuell nur schwer allein befreien kann. Bei mir war es zum Glück schon wärmer und nicht all zu windig. Darum immer auf Beinfreiheit achten und die Rettungsweste anlegen.

Nun bleibt mir eigentlich nur noch, euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und allzeit gute Fahrt zu wünschen.
Die Vorteile dieser Angelmethode liegen auf der Hand. Man kann Stellen befischen, die für andere Angler unerreichbar sind und an denen noch nie ein Fisch zuvor gehakt wurde. Ob vor Privatgrundstücken, mitten auf großen Seen oder vor Schongebieten, die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich.
Ich habe in meiner ersten Saison vom Boot, nur 4 Tage von Land aus geangelt. Bei etwas unter 100 Nächten im Jahr sagt das viel darüber aus, wie mich diese Angelei in ihren Bann gezogen hat. Doch nicht für jeden ist diese Art zu fischen geeignet. Beengtes Platzangebot, immenser logistischer Aufwand sowie Kosten und zu guter Letzt natürlich die eigene Seefestigkeit sind Punkte, die es zu berücksichtigen gilt. Doch eines solltet ihr auch schon bei der Anschaffung der Hardware beachten: „Sicherheit geht vor!“ und dazu gehört es nicht nur eine Schwimmweste zu tragen, sondern schon beim Kauf der Ausrüstung auf die eine oder andere Sache zu achten. Solltet ihr noch Fragen haben, nehmt gerne über die Socials Kontakt zu mir auf oder schreibt einen Kommentar.

Allzeit gute Fahrt…
Euer Karsten

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