Der Tacklewahn - Was wir alles beim Karpfenangeln umsonst mit ans Wasser schleppen

Gerade wir Karpfenangler kennen es nur zu gut: Das Auto bis unter die Dachkante vollgestopft, am Besten noch einen Anhänger ans Auto und schon kann es 1 -2 Nächte ans Wasser gehen.
Man schleppt so unendlich viele Dinge mit ans Wasser, dass der Nachbar denken könnte man würde ausziehen. In diesem Beitrag stelle ich mir die Frage: „Muss das wirklich sein?“

KOMFORTABLE BEHAUSUNG
Ich selbst erwische mich immer wieder dabei mehr mitzunehmen als ich wirklich beim Angeln benötige. Doch ich möchte auf alles vorbereitet sein, egal was passiert. Dazu kommen noch die Dinge, die ich vielleicht ersatzweise mitgenommen habe, falls mal etwas kaputt geht. Aber wofür das Ganze?
Der für mich wichtigste Punkt ist das „komfortable Nächtigen“. Man sitzt schließlich bei Wind und Wetter in der freien Natur und ich für meinen Teil möchte es dann doch irgendwie etwas gemütlich haben. Dafür nehme ich die langwierige Packerei in Kauf. Sofern ich ein paar Tage am Wasser verweile, freue ich mich über einen Tisch und einen Stuhl. Für den Notfall müssen auch mehr Klamotten mit und der Schirm mit Umhang darf natürlich auch nicht fehlen, es könnte ja doch Regen geben. Hätte, könnte, würde, …

KOMMUNIKATION IST ALLES
Ein weiterer Punkt, der schnell zur Übertacklung führt, dürfte das Angeln mit Freunden sein. Meist hat man dann viele Sachen doppelt und dreifach dabei und das alles nur, weil man sich vorher nicht richtig abgesprochen hat. Was könnte man alles einsparen, wenn man besser planen würde. Abhakmatte, Zelte, Schirme, Kescher, Boote,… vieles davon würde in einfacher Ausfertigung doch eigentlich reichen. Doch auch hier geht man meist auf Nummer sicher. Der andere könnte es ja vergessen.
Sobald die Liebste noch mit ans Wasser kommt, ist der Ofen dann ganz aus. Ich fange erst gar nicht an die Extra-Ausrüstungsgegenstände aufzuzählen, die ihrem zusätzlichen Komfort am Wasser dienen. Aber auch ihr möchte ich es ja so gemütlich wie möglich machen. Schließlich soll die gemeinsame Zeit am Wasser ja noch öfter vorkommen.

UNBEKANNTE VARIABLEN
Der dritte Punkt, der für „Übertacklung“ sorgt, dürften unbekannte Gewässer sein. Man weiß bei „neuen Ufern“ einfach nicht, was man erwarten kann. Natürlich könnte man vor einer Session sich das Gewässer anschauen oder auch mal vorfüttern fahren aber bei mir reicht dafür leider oft die Zeit nicht. So nehme ich auch gerne mal das Ungewisse in Kauf und lege mein Equipment auf jegliche Situation aus.
Ähnlich läuft es wohl ab, wenn man gezwungen ist sich neue Plätze zu suchen, da der alte Platz besetzt ist oder die Fische einfach nicht an bekannte Stellen beißen wollen. So sind Boot mit Echolot und passender Stromquelle schon Standard geworden, auch wenn es nicht immer nötig wäre. Das Auto ist dann schon halb gefüllt und der Rücken merklich spürbar.
Bei einer Session attackierten mich die Mücken so penetrant, dass seit diesem Tag Mückenspiralen, Thermacell und Antibrumm standardmäßig in der Tasche dabei sind.

MATERIALSCHLACHT
Ich kann mich noch gut an meinen ersten Trolley erinnern. Schon bei der ersten Fahrt hat sich durch das hohe Gewicht vom Tackle das Metall verbogen und blockierte dadurch den Reifen. Lag das jetzt am günstigen Preis oder an der Überbeladung?
Der hochwertigere zweite Trolley gab den Geist auf, als ich in der Kurve mit dem gesamten Tackle umgekippt bin und dadurch die seitlichen Halterungen verbogen haben. Muss es ja dann doch an meinem Tacklewahn liegen, oder?
Trotzdem hinderte es mich lange nicht daran, wieder solche Tortouren durchzumachen und gefühlt den halben Hausstand mit ans Wasser zu nehmen.
Natürlich liegt das Angeln bei mir im Vordergrund und ich habe eine dreiviertel Tasche voll mit Dingen, die ich letztendlich sowieso nicht benötige. Für den Fall der Fälle hätte ich es aber dabei und wäre auf fast alle Situationen vorbereitet. Ob die Tasche zur Hälfte mit Pop Up´s gefüllt ist und man diese in allen erdenklichen Farben, Größen und vor allem Geschmacksrichtungen wirklich braucht, ist dabei erst einmal nebensächlich. Getreu dem Motto: „Haben ist besser als brauchen“!

WAS BRAUCHT MAN WIRKLICH?
Diese Frage muss natürlich jeder für sich beantworten. Doch ein paar Facts, die für jeden gelten möchte ich im Folgenden übersichtlich darstellen.

ZUM ANGELN:
Ruten, Rollen, Bissanzeiger, Banksticks/ Rod Pod, Budgrips, Swinger/Hänger, Kescher, Abhakmatte, Endtackle, Bleie, Kopflampe, Futter
*OPTIONAL: Absenkbleie, Boot, Batterie, Motor, Echolot, Marker, Ersatzequipment, Umlenker, Wiegeschlinge, Waage…

Beim Futter finde ich es ok, ruhig mal etwas mehr dabei zu haben. Es hat schließlich niemand etwas davon, wenn die Fische überraschenderweise gut laufen und man bereits nach der ersten Nacht völlig ausgebombt ist.
Beim Rest neigen wir Angler doch häufig zur Übertreibung. Wer sich wirklich Gedanken macht, wird überrascht sein, was man alles einsparen kann. Ich sage nur Pop Up Dosen und Rigzubehör. Das alles sollte in einen kleinen Eimer oder Tasche passen. Braucht man mehr Platz dafür, hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit totes Kapital mitgeschleppt. Riesige Futterale und Taschen für alles Mögliche sollen das Tackle schützen, doch nehmen auch verdammt viel Platz ein. Der Markt bietet mittlerweile handlichere Alternativen.  
Doch all das ist im Vergleich zu den folgenden Ausrüstungsgegenständen ein Witz.

ZUM BIWAKIEREN:
Liege, Schirm/Zelt, Schlafsack, Kochgeschirr, Kocher, Kühlbox, Tasche mit Kleinteilen, Klamotten, Klappspaten
OPTIONAL: Trolly, Stuhl, Tisch, zusätzlicher Schirm, Boden für das Zelt, Radio, Extrataschen, Zeltheizung, Gasflasche, Lampen, Stromquelle,

Auch mir fällt es schwer mich zurückzunehmen, da ich es wie gesagt auch gern gemütlich mag. Doch sind wir mal ganz ehrlich, nötig ist das eigentlich nicht. Der Trolly kann auch als Tisch fungieren und für ein Wochenende braucht man auch nicht immer einen Stuhl. An schwer erreichbaren Plätzen kann man darauf auch mal verzichten. Mir ist ebenso aufgefallen, dass viele Taschen durch ihre sehr dicke Polsterung viel Platz verbrauchen, im Vergleich aber wenig Füllvolumen bieten. Daher könnte man schon bei der Anschaffung darauf achten, ob eine solch dicke Polsterung wirklich nötig ist. Klamotten lassen sich z.B. auch super in Vakuumsäcke verpacken. So bleiben sie trocken und man kann die Luft aus dem Sack herausdrücken. Ihr werdet staunen welches Volumen ihr sparen könnt.

FAZIT
Ich für meinen Teil bin auch immer noch dabei auszusortieren und ich denke, das ist und bleibt ein ständiger Prozess. Schließlich will auch ich nicht eines Tages dasitzen und mich darüber ärgern, dass ich einen Ausrüstungsgegenstand, den ich Jahre lang mitgeschleppt habe, gerade letzte Woche ausgepackt habe und ihn nun brauchen könnte. Doch der Schlüssel könnte es sein, sich vorher mehr mit dem aktuellen Gewässer zu beschäftigen und ein wenig auf Komfort zu verzichten. Schließlich geht es ja auch irgendwo um das Naturerlebnis. Je weniger man dabei hat, desto dichter ist man auch irgendwie an der Natur, oder? Wo da bei jedem die Grenzen sind, muss man für sich entscheiden.

Doch mal Hand aufs Herz, was schleppt ihr so Unnötiges mit ans Wasser? Guckt doch mal wieder in eure Taschen und Boxen. Das spart Zeit beim Auf- und Abbau und euer Rücken wird es euch danken 😉

In diesem Sinne – Euer
Kevin