Karpfenangeln in Neuseeland

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Bunte Karpfen in unberührter Natur

Bei vielen gehören Angeltrips ins Ausland zur festen Jahresplanung. Die Meisten fahren wohl immer noch nach Frankreich, Spanien oder Italien. Doch mir war das alles nicht weit genug von zu Hause weg und darum zog ich aus, um 18000km entfernt bunte Kois ans Band zu bekommen. Was ich dabei erlebt habe, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

WIE ALLES BEGANN
Es war ein Mittwochmorgen, genauer gesagt der 02. Mai 2018, als meine Reise begann. Schwitzend mit Kopfschmerzen befand ich mich im Matheabi, der letzten großen Hürde zum Abitur. Meine Klassenkameraden waren drauf und dran auch noch die letzten Aufgaben zu lösen. Doch meine Gedanken waren schon seit knapp 40 Minuten nicht mehr bei der Stochastik. Dass ich die letzte Aufgabe nicht mehr gerissen bekomme, war mir in diesem Moment bewusst und ehrlich gesagt scheiß egal. Das Einzige, was ich wollte, war ein Ende der Prüfung. Irgendwann war es dann auch geschafft und ich war happy, obwohl die Prüfung nicht besonders gut lief. Aber egal: das Ende der Prüfung war für mich ein Anfang eines neuen Lebensabschnittes.

ANS ANDERE ENDE DER WELT
Für mich stand fest, ich wollte ein Jahr ins Ausland – es mir selbst beweisen und neue Erfahrungen sammeln. Die meisten würden ihr Zielland wohl nach der Sprache und der Kultur wählen. Ich wurde wie magisch von einem buntbeschuppten Schatz am anderen Ende der Welt angezogen. Bei mir stand schon immer die Beschuppung und der Charakter von Fischen im Vordergrund und fangen wollte ich sie am liebsten in unberührter Natur. So konnte mich am 08. August 2018 nichts mehr in Deutschland halten. Der Koivirus hatte mich voll und ganz infiziert. Für mich ging es nach Neuseeland. Es gab so gut wie keine Informationen zu Gewässern, Beständen und ich hatte auch keinen Kontakt zu anderen Anglern. Dementsprechend tat ich mich etwas schwer bei der Wahl meines Tackles.

WIE TRIFFT MAN DIE VORBEREITUNG FÜR EIN JAHR ANGELN?
Da ich keinen Plan hatte, was mich erwarten würde, versuchte ich mein Tackle so flexibel und leicht wie nur irgendwie möglich zu halten. Denn eingeschränkt wurde ich durch 32kg maximales Packgewicht. Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich nur eine Boxershorts, 2 T-Shirts und eine Hose mitgenommen. Allerdings mischte sich meine Mama streitkräftig in diese Angelegenheit ein und so landeten dann trotz bester Argumente doch mehr Klamotten im Gepäck.
Das Angelgerät verpackte ich in einem stabilen, aber dennoch leichten PVC-Rohr. Zwei 10ft Ruten mit einer Testkurve von 2,75lbs, 2 kleine Karpfenrollen in der Größe 5000, 2 Paar Banksticks mit montierten Bissanzeigern und mein Hakenschleifzeug mit einigen Packungen frischen Haken. So gesehen war es gar nicht so viel und Platz für Klamotten war nun auch genügend vorhanden. Natürlich hatte ich mir noch bissel Krimskrams zum Spinnfischen eingepackt und 10 Bleie passten auch in das Handgepäck. Zum Glück wurden mir diese am Flughafen auch nicht abgenommen.
Nun hatte ich alles, was ich für den Start brauchen sollte. Mit Sicherheit, würde es ja vor Ort auch den einen oder anderen Tackleshop geben. Viel braucht man nicht, selbst wenn die Session ein Jahr dauert.

STEINIGER EINSTIEG
Endlich angekommen, bekam ich so richtig eins vors Schienbein. Ich hatte mir bereits von Deutschland aus, ein Auto gekauft, welches ich vor Ort auch reibungslos abholen konnte. Aber was ich nicht ganz auf dem Schirm hatte, war was passiert, wenn mein Handy abkackt. So saß ich erst einmal für ein paar Tage im Nirgendwo fest, denn ohne Handyakku konnte ich keine Gastfamilien kontaktieren geschweige denn durch die Gegend düsen. Für mich ging quasi nichts mehr – dachte ich. Wir (die Jungend) sind einfach viel zu verwöhnt! Oder vielleicht habe ich mich auch einfach nur zu dumm angestellt. Nachdem ich dann auf gut Glück durch die Gegend fuhr, ergab sich dann eins nach dem anderen. Ich fand eine nette Familie und erkundete wenig später die ersten Gewässer.

WAS KEINE KARPFEN?
Um es etwas abzukürzen, ich blankte mindestens die ersten 10 Sessions. Ich sah weder Fische noch Fischaktivitäten. Das war dann doch schon ein wenig deprimierend. So hörte ich doch von Anwohnern, dass dort Fische ganze Kuhweiden abfressen und deren feurige Rückenflossen im flachen Wasser tanzen sollten.
Leider fand ich rein gar nichts, weshalb ich das Gebiet wechselte und mich erneut mit Kiloweise Mais eindeckte. Ich kann euch sagen, mein Auto war ein fahrender Maisbottig.

UND DANN GING ALLES GANZ SCHNELL
Im neuen Gebiet wollte ich mir einen über 1000ha großen Natursee anschauen. Doch so weit kam ich gar nicht. Da passierte ich ein kleines Flüsschen und bildete mir ein, unter der Brücke einen Fisch stehen gesehen zu haben. Zack, der Rückwärtsgang war drin und zurück ging`s auf die Brücke. Tatsache da stand er, mein erster Koi, den ich jemals zu Gesicht bekam. Zügig montierte ich einen einzelnen Haken mit einem Stück Brot und schneller als ich Koi sagen konnte, hatte ich meinen ersten Farbenkämpfer in den Armen. Das war ein Gefühl, welches ich nie vergessen werde. Mich interessierte nichts mehr, nicht einmal der drängelnde Autofahrer hinter mir auf der Brücke. Ich hatte nur noch Augen für diesen Ausnahmefisch. Nachdem ich dann auch mal mein Auto beiseite fuhr, knipste er mir sogar noch meinen Karpfen. Er war selbst Angler und hatte sogar ein wenig Verständnis für die Situation.

koi neuseeland

DIE KOIKARPFENSZENE
Nachdem der Bann gebrochen war, fing ich regelmäßig meine Fische. Ob nun an riesigen Naturseen mit bis zu weit über 1000ha oder im kleinsten Fluss am Straßenrand. Es gab sie in den verschiedensten Gewässern. Immer wieder traf ich auf andere Angler. Anfangs zwar keine „Carphunter“ so wie sie genannt wurden, aber es sprach sich rum, dass es einen jungen, angelhungrigen Deutschen gab. So dauerte es nicht lange, bis ich auf Gleichgesinnte stieß. Die Karpfenszene war überschaubar aber wie eine Familie, in die ich herzlichst aufgenommen wurde.
Wir fischten viele Nächte zusammen und ich lernte einen nach dem anderen kennen. Die meisten meiner Karpfenanglerfreunde kamen logischerweise aus England, Frankreich oder Südafrika. Sowas wie „geheime“ Gewässer gab es nicht wirklich. Klar hatte jeder seine kleine Perle aber anders als in Deutschland wurde diese nicht geheim gehalten. Unter Absprache wurde sich verständigt, wann wer das Juwel befischen konnte. Die Chemie zwischen den Anglern war einfach nur herrlich. Schade, dass das in Deutschland vielerorts verloren gegangen ist.

JEDER ZEIT WIEDER
Ich habe mich in diesem Jahr, sowohl als Angler, als auch als Mensch stark weiterentwickelt und kann jedem Menschen, der die Gelegenheit dazu hat, nur zu solch einem Auslandsaufenthalt raten.
Falls euch das mit der Koiangelei am anderen Ende der Welt interessiert, kann ich gerne noch genauere Beiträge zu meinen unterschiedlichen Vorgehensweisen und Erlebnissen verfassen. Schreibt doch mal in die Kommentare, ob das was für euch wäre, oder was euch besonders interessieren würde. Es gibt da nämlich auch nicht nur Kois 😉
Ich freu mich drauf!

Bis dahin tight lines
Euer Teo