Flexibilität beim Karpfenangeln

Oft der Weg zum Erfolg

Mit den folgenden Zeilen möchte ich euch nicht vermitteln, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, sondern euch viel mehr zum Nachdenken anregen. Vielleicht erkennt ihr euch ja in folgender Beschreibung wieder. Falls nicht, umso besser.

Schema F

Ein typischer Freitagnachmittag an einem durchschnittlichen Gewässer in Deutschland.

Da gibt es ein paar favorisierte Stellen, an denen unbedingt viele von uns das Wochenende verbringen möchten. Meistens sind sie bekannt aus vergangenen Sessions, wo an diesen Plätzen gut gefangen wurde, die „Nonplusultra Stellen“ sozusagen. Leicht zugänglich ist natürlich auch immer ein wichtiges Kriterium, damit der Campaufbau leicht von der Hand geht. Die Montagen gelangen ohne großen Aufwand auf die „Hotspots“ und der Köder des Vertrauens wird es dann schon richten. Danach wird eventuell der Grill in Gang gebracht und darauf gewartet, dass mit ein wenig Glück, ein paar Fische den Weg in den Kescher finden. Aussitzen ist die Devise und wenn dann nichts geht, heißt es die Fische waren nicht aktiv.

Trugschluss

Doch alle Gewässer unterliegen einem fast täglichen Wandel, woran das Wetter maßgeblich beteiligt ist, Luftdruck, Temperaturen, Sonneneinstrahlung und natürlich die Jahreszeiten. Durch ständigen Angeldruck lernen einige Fische sogar dazu, andere gelten als verschollen oder verstorben, erklärt man sich dann gegenseitig, wurden sie eine Weile nicht gefangen. Dabei liegt es oft an uns selbst. Wir stehen uns einfach selbst im Wege.

Regen bringt Sauerstoff ins Wasser und die Fische werden aktiv.

Betriebsblindheit

Nach 3min kam der Biss!

Wir gehen immer nach Schema F vor und schauen weder nach links noch nach rechts und wenn uns jemand mit ein paar Ratschlägen zu nahe tritt, wird er gerne allzu schnell als „Klugscheißer und Besserwisser“ verurteilt.

Oftmals können jedoch kleine Unterschiede große Veränderungen bewirken. Der abseits am Ende liegende Platz eines Gewässers, der unscheinbare Spot, mitten im nirgendwo, der Platzwechsel an eine tiefere oder flachere Gewässerzone, andere Ködergrößen, ein anderes Rig oder einfach nur eine andere Länge, andere Köderpräsentation vom Single Pop Up, oder, oder, oder. Die Möglichkeiten sind scheinbar endlos, doch tun wir uns meistens mit der Umsetzung schwer. Liegen die Ruten erst einmal, möchte man dem Platz Ruhe geben, um mögliche Fische nicht zu verschrecken.

In den letzten Jahren werfe ich meine Ruten größtenteils nur noch und kann euch sagen, dies tue ich nicht nur einmal am Tag. In regelmäßigen Abständen von ein paar Stunden, verändere ich einen oder gar mehrere der zuvor angesprochenen Variablen, wenn sich bis dahin nichts getan hat. Meist nicht die falscheste Entscheidung.

Augen auf!

Am einfachsten ist es natürlich, wenn man genügend Zeit hat das Gewässer über mehrere Tage zu beobachten und man seinen Platz nach eventuellen Fischaktivitäten frei wählen kann, um in diesem Bereich sein Futter auszubringen. Doch wer hat diesen Luxus schon in der heutigen Zeit?                Eine Runde mit dem Echolot oder der Lotrute können dabei sehr hilfreich sein. Nur sollte man genau dabei die unscheinbaren Spots nicht aus den Augen verlieren. Denn genau diese sind es, die immer wieder für interessante Fänge sorgen können.

Manchmal verraten sie sich.

Noch vor wenigen Tagen waren Karsten und ich gemeinsam an den verschiedensten Gewässern in Italien unterwegs. Viel Zeit hatten wir für die unterschiedlichen Stationen bei unserem Roadtrip nicht eingeplant und landeten unter anderem an einem Stausee, wo wir an der von uns zuerst favorisierten Stelle leider keinen einzigen Biss innerhalb der ersten Nacht verzeichnen konnten. Also beobachteten wir das Gewässer und so war am nächsten Tag der Umzug eine schnell beschlossene Sache. Aufgrund unserer Flexibilität konnten wir anschließend wahre Sternstunden erleben.

Abtackeln

Mit wenig Kram ist man flexibler und motivierter den Platz zu wechseln.

Ich persönlich habe mein Angelequipment nur noch auf das Nötigste reduziert. So kann ich schneller reagieren und wirke der ungeliebten Schlepperei entgegen. Denn meist ist es doch das, was uns daran hindert den Fischen hinterher zu ziehen. Wir haben keine Lust den ganzen Kram wieder ins Auto zu schleppen, um es dann an einer anderen Stelle wieder aufzubauen.

Ein Schirm, eine Liege, Schlafsack, Ruten, Bissanzeiger, Kescher und eine Tasche mit allem, was man sonst noch benötigt, mehr habe ich häufig gar nicht dabei. Für ganz kurze Ansitze spare ich mir sogar die Tasche und verstaue den Kleinkram in der Abhakmatte. Ich versuche einfach flexibel unterwegs zu sein.

Die Experimentierrute

Die Köderwahl und Größe können manchmal der entscheidende Schlüssel für den Erfolg sein.

Grundsätzlich nutze ich seit einigen Monaten eine Rute immer zum Experimentieren und konnte so die ein oder andere interessante Erfahrung an meinen Gewässern machen. Gerne verwende ich dann unterschiedliche Köderhersteller oder Ködergrößen, z.B. von 10mm bis hin zum Big Ball oder arbeite auf diesem Platz dann auch mal mit Partikeln. Häufig ist es aber eine alternative Platzwahl, die ich mit dieser Rute ausprobiere. Veränderte Köderpräsentationen und angepassten Rigs spielen je nach Jahreszeit und Gewässer auch eine wesentliche Rolle bei meiner Experimentierlust und brachten mir schon so manchen Bonusfisch ein.

Bleiben die Bisse mal aus, wird der Platz oder sogar das Gewässer innerhalb kürzester Zeit gewechselt.

Eigentlich ist es recht simpel, einfach mal von den ausgetretenen Pfaden abzuweichen, sein Standardverhalten zu ändern und den wechselnden Umständen versuchen gerecht zu werden.

Also immer schön flexibel bleiben und viel Erfolg beim Experimentieren 😉

Euer Micha